BIERSTADT

Anlässlich des 100-jährigen Bestandsjubiläum der I. Obermurtaler Brauereigenossenschaft hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen, die Stadt Murau am 2. Juli 2010 zur Bierstadt erhebt. Weiters wurde damals beschlossen, dass diese Bezeichnung – ähnlich dem Gemeindewappen – an im Sinne des Murauer Bieres verdienten Betriebe als Auszeichnung verliehen werden kann. Die Ehrentafel samt Werbeauftritt „Bierstadt“ wurde von Susanne Schweiger entworfen. Auf Grund des Bestandsjubiläums, der Bedeutung für die Stadt und den internationalen Erfolgen, wurde diese Auszeichnung als erstem Betrieb der Brauerei Murau verliehen. 

 
 

 
 

Bierstadtfest am 3. Juli 2010 - ein voller Erfolg! 

Tausende Besucher feierten bei bestem Wetter und wurden von der Brauerei mit mehr als 30 Musikkapellen, dem Jubiläumsbier, Artisten, den Stoanis, den Edlseern, Andreas Gavalier, Uso Wenders und weiteren Stars so richtig in Stimmung versetzt. Der Obmann des Vorstandes, Johann Lassacher legt Wert darauf, sich namens der Brauerei auch zu bedanken: „Das Gelingen dieses großen Festes wurde vom großen Verständnis der Murauer Bevölkerung und besonders dem Einsatz unzähliger HelferInnen ermöglicht. Besonders hervorzuheben sind die Bediensteten der Stadtwerke und der Bezirkshauptmannschaft Murau, die Mitarbeiter des Bauhofes, die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, des Österreichischen Bergrettungsdienstes, des Roten Kreuzes und des Notarztrettungsdienstes, der Bürgergarde Murau, die Polizei Murau, die Murau-Aktiv-Geschäfte, das Organisationsteam mit Claudia Glawischnig, Iris Gruber- Bergthaler und Mag. (FH) Melanie Koch sowie die Bediensteten der Brauerei!“ Aufsichtsratsvorsitzender Josef Lankmayer fasste zusammen: „Die Gastfreundschaft ist in der Stadt Murau und der Region das Allerwichtigste, das haben alle Besucher deutlich gespürt“.
 
 
 
 
 

 

Geschichte des Bieres

Bier ist eines der ältesten alkoholischen Getränke, seit der Mensch vor 10.000 Jahren begann, Getreide zu sammeln und zufällig entdeckte, dass Getreidebrei, den man einige Tage stehen ließ, zu gären anfing. Die frühesten Nachweise für Bier gibt es aus dem mesopotamischen Raum aus der Zeit von 3500 v. Chr im heutigen West-Iran, 3400 v.Chr. werden in Ägypten über 20 verschiedene Biersorten, 2100 v.Chr. wird in einer Tontafel aus Nippur Bier im Rahmen von medizinischen Verschreibungen genannt. In Mitteleuropa sind bierähnliche Getränke aus Gerste bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. In Ostjütland nachgewiesen. Angesichts des hohen Bierkonsums im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Bier für den städtischen Fiskus und die seit etwa 1500 entstehenden Landessteuerbehörden von großem Interesse.

 

Geschichte des Bieres – MURAU



Erste Hinweise auf das Brauen in Murau stammen aus Urbaren des Bistums Freising, worin 1160 drei Tavernen im Katschtal angeführt werden, die für die Erlaubnis zum Bierausschank eine bestimmte Menge Hafer an den Grundherrn abzuliefern hatten. Daraus ist zu schließen, dass bereits im 12. Jhdt. im Bezirk Murau Bier gebraut wurde. Die Stadt Murau geht auf eine Gründung von Ulrich von Liechtenstein zurück, der den „Alten Markt“ an den Burgberg verlegte und wird um 1250 das erste Mal erwähnt. In der Stadtrechtsverleihungsurkunde vom 7. September 1298 ist der erste Hinweis auf Bier in der Stadt zu finden, denn darin wird folgendes festgelegt:
„Zweimal oder dreimal im Jahr sollen die Maße für Wein und Bier gesetzt (überprüft) werden „nach frumer und erbarer Leute Rat“ gesetzt (überprüft) werden, und zwar jeweils nach dem besonderen Eimer in seinem Wert, wie ihn die Leute nach bestem Wissen und Wahrheit der Seele festgelegt haben. Wer diese Maßfestsetzung übertritt, wie in guter Verantwortung bestimmt worden ist, der macht sich schuldig und muß dem Richter 72 Pfennige geben.“ Das bedeutet, dass in Murau Bier schon lange gebraut worden sein musste, ansonsten es nicht zu dieser Regelung gekommen wäre. Dass das Bier verbreitet und sehr beliebt war, zeigt auch die Jahrtagsstiftung des Murauer Bürgers Thomas aus dem Jahre 1304, der festlegte, dass die Armen der Stadt jedes Jahr am Hl.-Kreuz-Tag nach Ostern zu einem Gedächtnismahl in sein Haus einzuladen waren, dazu acht Maß Weizen und acht Maß Roggen sowie 360 Eier zu Striezeln gebacken werden mussten. Schließlich sollte aus acht Maß Malz und zwei Eimern Hopfen Bier gebraut werden. Weitere Stiftungen ähnlicher Art stammen aus den Jahren 1348 und 1366.

Ursprünglich war das Brauen Bestandteil des häuslichen Lebens, erforderte aber doch gewisse räumliche Voraussetzungen und Gerätschaften wie vor allem einen geeigneten Braukessel. Als erste „richtigen“ Brauer werden 1441 Mathe Preuer für den Schillerplatz und Erhart Preuer für den St. Leonhardplatz genannt, sowie die Braustätte des Stadtpfarrers (1457 – 1552) in der Nähe des Mesnerhauses unterhalb der Matthäuskirche, die bis ins 16. Jhdt. In Betrieb stand.



Die Murauer Bierverkaufsordnung 1551

Den Brauern wurde darin auferlegt, kein Bier auszugeben und auszuführen, bevor es nicht „gesetzt“ sei. Das bedeutet, dass der Biersetzer die Qualität des Bieres zu prüfen und den Verkaufspreis festzusetzen hatte. In der Winterzeit hatte es „wol angefüllt“ acht Tage, im Sommer drei bis vier Tage in den Kufen zu bleiben, bevor es gesetzt wurde. Dem Biersetzer war für seine Arbeit von jedem Bräu Kreuzer-Bier eine Halbe, vom Zweier-Bier ein Viertel zu verabfolgen.



Die Zunft der Brauer

1720 wurde die kaiserliche Zustimmung zur Errichtung einer Bierbrauerzunft und Hauptlade in Leoben erteilt, die erste Zusammenkunft erfolgte unter großer Beteiligung vor „offener Lade“ am 16. Juni 1721. In 59 Artikeln werden die internen Belange des Handwerks geregelt, zum Schutzpatron wurde der hl. Florian und der hl. Cajetan auserwählt. Die Lehre dauerte zwei Jahre, für das „Aufdingen“ (Aufnahme) waren zwei Bürgen und eine Kaution erforderlich, kein Braumeister durfte gleichzeitig zwei Lehrlinge halten. Um Braumeister zu werden, musste ein Brauknecht zwei Jahre bei verschiedenen Meistern arbeiten und dann eine Meisterprüfung ablegen. Nach Entrichtung einer Meistertaxe und einer Einschreibgebühr wurde er in die Zunft aufgenommen. Der erste Murauer Brauer, der sich kurz nach 1720 in die Zunft einschreiben ließ, war Mathias Löcker von der Braustätte am Raffaltplatz; auch Georg Purckstaller von der Brauerei am St. Leonhardplatz und dessen Sohn Johann Georg Purckstaller, der die herrschaftliche Brauerei in der Friesacherstraße erworben hatte, ließen sich in die Zunft aufnehmen. Das vordringlichste Anliegen der Murauer Zunftmitglieder war das Einschreiten gegen „Fretter, Stimpler und Störer“, die unbefugt Bier brauten und verkauften (vor allem waren die Steinbierbrauer in der Umgebung von Murau gemeint).



Historische Braustätten in Murau

Schillerplatz
Brauereien bestanden ab 1552 in den Häusern Schillerplatz 4 (heute Steiermärkische Bank), Schillerplatz 5 (heute Familie Mag. Hermann Jaklitsch) und Schillerplatz 10 (heute Pizzeria Platzhirsch, Familie Böhmer)

Anna-Neumann-Straße 15
Die Brauerei bestand nur von 1650 bis 1687.

St. Leonhardplatz
Ab 1547 ist Mert Rauscher nachweisbar; die Brauerei wurde von 1889 von Gustav Baltzer gekauft und stillgelegt. Heute Jugend- und Familiengästehaus, St. Leonhardplatz 3 - 5
Friesacherstraße 4
Die Herrschaft Murau errichtete 1660 eine Brauerei für die Versorgung der Knappen des Eisenbergwerkes in Turrach, 1782 verkauft und kurz danach stillgelegt. Heute Wohnhaus.

Am Schlossberg
Von 1457 bis 1548 ist neben dem Haus Schloßberg 9 die Braustatt des Pfarrers nachweisbar.

Raffaltplatz
Ab 1540 bis 1561 Brautätigkeit im Haus Raffalplatz1.
1495 ältester schriftlich nachweisbarer Standort, da Jörg Kurz im Haus Raffaltplatz 21 mit dem Brauen begann. Letzter privater Eigentümer Gustav Baltzer, der kurz vor seinem Tod die Gründung der heutigen Brauereigenossenschaft Murau eGen durch seinen Schwager Anton Guggenberger in die Wege leitete. Heute erster EMAS-Betrieb Österreichs, Klimabündnisbetrieb mit vielen Preisen zum Thema Nachhaltigkeit (Hundertwasser Umweltzeichen, AMA Gütesiegel, Öko-Audit 1999 für beste Ökoeffizienz, Umweltpreis der österr. Industrie 2000, ASRA 2005, 2008, 2001, EMAS-Award 2006, bester Umweltbeauftragter Johann Tanner 2008, bester Nachhaltigkeitsbericht 2011, Staatspreis Marketing und EFFIE-Award Bronze 2011.

Weitere Informationen www.murauerbier.at.

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