MAG. ERNST GASTEIGER


Ernst Gasteiger zählt zu jenen Menschen, die mit ganzer Kraft stets für die Heimatstadt Murau gewirkt haben. So wurde sein Lebenswerk 1967 auch mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft entsprechend gewürdigt. Bereits sein Vater Carl, der Bürgermeister von Murau war, erhielt 1924 die Murauer Ehrenbürgerschaft. 

Die Familie Gasteiger, deren Stammbaum bis ins 16. Jahrhundert reicht, wanderte aus Tirol in die Steiermark ein. Die Gasteigers waren bekannte Wasserbauer und Ärzte. Im Dezember 1886 erwarb der Vater von Ernst Gasteiger das Haus der Apotheke in Murau. Carl Gasteiger, der Vater von Ernst, war viele Jahre auch Bezirksobmann des Verwaltungsbezirkes, ferner Bezirkskommandant der Freiwilligen Feuerwehr und als Abgeordneter der Deutschen Volkspartei im Reichsrat und vertrat den Wahlkreis Obersteiermark seit dem Jahr 1901. Aus seiner zweiten Ehe mit Maria Fischer von See entstammten die zwei Söhne. Univ. Prof. Hugo Gasteiger (Direktor der Universitäts-Augenklinik Berlin, gest. 1977) und Mag. Ernst Gasteiger, der nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1930 die Leitung der Apotheke übernahm. 

Ernst Gasteiger war ein großer Idealist, er übernahm viele Funktionen im öffentlichen Leben und in den Vereinen. Er lebte ganz für seine Heimatstadt Murau.
Ursprünglich war er für die Offizierslaufbahn ausgebildet worden. Er besuchte die Militär-Oberrealschule in Marburg und danach die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Als Neunzehnjähriger eilte er zu den Waffen, um in den Kärntner Abwehrkämpfen seiner bedrohten Heimat zu Hilfe zu kommen. Für seine Tapferkeit erhielt er das Kärntner Kreuz. 

Nach Beendigung seines Pharmaziestudiums im Jahr 1927 kehrte er nach Murau zurück und stellte sich sofort allen Institutionen und Organisationen zur Mitarbeit zu Verfügung. Er leitete durch zwei Jahrzehnte den Fremdenverkehrsverein. In dieser Zeit kam es zum Bau der Tennisplätze am Tieranger und zum Ausbau des Schwimmbades. Seine besondere Liebe galt dem Wintersportverein. Er initiierte den Bau der Gumpoldschanze (1936), die als erste Sprungschanze der Steiermark von der FIS genehmigt wurde. Er ließ unter anderem auf eigene Kosten junge Murauer Wintersportler ausbilden. Ernst Gasteiger nahm sich besonders um den Jugendnachwuchs an und leitete auch einige Zeit lang das Jugendreferat im Steir. Skiverband. Dem Gemeinderat der Stadt Murau gehörte er zweimal als Vizebürgermeister an. Bei der Freiwilligen Feuerwehr hatte er die Stelle eins Brandmeisters und des Hauptmann-Stellvertreters. 

Im Jahr 1938 rückte er als Gebirgsjäger-Leutnant ein, und war nach dem Weltkrieg zwei Jahre in Wolfsberg inhaftiert. Im Jahr 1948 wurde er vom Volksgericht freigesprochen. Nachdem er nach Murau zurückgekehrt war, ging er neuerlich eifrig daran, in der Öffentlichkeit zu wirken und um Zerstörtes wieder aufzubauen. Es gab viele Schwierigkeiten zu überwinden. 

Auch auf kulturellem Gebiete leistete Ernst Gasteiger Beachtliches: Er gründete 1949/50 das Murauer Heimatmuseum, für dessen Unterbringung er sein Privathaus zur Verfügung stellte, zur 650 Jahr-Feier brachte er eine ausführliche Festschrift heraus, welche die Geschichte der Stadt Murau beinhaltet. Im Jahr 1950 bemühte er sich um die Wiedergründung der Murauer Bürgergarde. Bei der ersten Gründung im Jahr 1929 war er bereits mit Hauptmann Zellburg anlässlich des damaligen großen Heimatfestes beteiligt. 

Wegen seiner vielseitigen Verdienste um die Altstadterhaltung und Denkmalpflege, sowie als historisch Interessierter wurde er zum Archivpfleger und zum Korrespondenten der Historischen Landeskommission ernannt. 

Auf Grund seiner Initiative wurde die Jugendherberge am Rindermarkt gegründet und der erste Campingplatz in Murau auf dem Anwesen Kraxner geschaffen. 

In einem Kapitel ihres Buches „Späte Matura“ erinnerte sich unsere steirische Heimatdichterin Paula Grogger an so manche gute Murauer Freunde. Über Ernst Gasteiger schrieb sie darin folgendes: ... Im oberen Murboden die Tradition zu pflegen ist leichter. Das Volk hat noch lebendiges Brauchtum, und der Apotheker Ernst Gasteiger war lebtags ihr Treuhänder. Ich habe jeweils um ein Medikament bei ihm zugesprochen. Aber ungleich mehr als der pharmazeutischen Praxis bedurfte ich seiner kulturhistorischen Wissenschaft. Er war ein unfehlbarer Fachmann. Er hat die Vergangenheit der Stadt Murau mit allen ihren Schätzen der Zukunft erhalten. 

Gasteigers vielfache Leistungen wurden unter anderem auch mit einer Eintragung in das Gästebuch des Heimatmuseums gewürdigt. Der damalige Kultur-Landesrat und spätere Minister DDDr. Udo Illig schrieb: Solange es solche Männer gibt, wie ihn (Gasteiger), ist mir um die österreichische Kultur nicht bange. 

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn in den Murauer Vereinesgeschichten immer wieder der Name Gasteiger zu finden ist. Mag. Gasteiger ist am 9. Oktober 1970 im Alter von 69 verstorben und wurde im St. Anna-Friedhof Murau beigesetzt. 

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